Aktion Durchblicke und Weitsichten: Stampflehmelemente in der alten Dorfkirche Lindenhagen in Brandenburg
Man betritt das Kirchenschiff und wird von warm leuchtenden Lehmblöcken empfangen und den Mittelgang entlang geleitet. Als zentrales Element entstand in der alten Dorfkirche eine rechtwinklige Wand aus Lehm. Der erste Gedanke ist, sie verstellt den Blick auf den Altar. Doch unbewusst folgen die Augen dem Wandverlauf, bleiben an einer Nische mit der Zürcher Bibel hängen, und der Blick erhebt sich auf der einen Seite zu den Höhen der Fenster, führt hinab auf der anderen zum Eingang der Kanzel und um die Wand herum den Ankommenden entgegen. Es eröffnet sich ein völlig neuer Raum – sehr intim zwischen Stampflehmwand und Altar. Im Rücken die „Adern“ aus gelben, schwarzen und roten Lehmmischungen, die die hellbraune Stampflehmmasse durchziehen und Erdstrukturen symbolisieren, stehen wir allein vor dem Kreuz am Altar.
Keine Denkmale sind entstanden, sondern Bauteile, die sich ergänzend in die Architektur des Gebäudes einfügen und einen Ort des Nachdenkens schaffen wollen.
Die Wände erregen Aufsehen. Sie werfen Fragen auf, z. B.:
- Wer trägt die Verantwortung für das Kirchengebäude im Dorf? Ist das „nur“ die Kirchengemeinde?
- Was ist Kirche für ein Raum? Sind Kirchen die letzten öffentlichen Räume der uckermärkischen Dörfer?
- Was darf außer einem Gottesdienst noch in einer Kirche stattfinden?
- Wie soll unsere Kirche innen aussehen?
- Wie groß soll unsere Kirche sein?
- Wie verbindet sich Kirche und Politik?
- Wozu brauchen wir eine Kirche –
- brauchen wir sie überhaupt?
- Was glauben Sie?
Die einzige Frage, auf die die Initiatoren des Projekts eine Antwort haben: Wie viel kostet diese Kirche? – Sie ist unverkäuflich!
Projektdaten
Stampflehmelemente: 6 Elemente in unterschiedlicher Größe und Kubatur
Bauherr: Ev.-ref. Pfarrsprengel Lindenhagen / Sternhagen
Architekt Dipl.-Ing. Jörg Wappler, Wof Planungsgemeinschaft Berlin
Ausführung: LehmBauWerk und Jörg Wappler